Es sind nun fast 20 Jahre her, dass ich die folgenschwere Entscheidung traf, mein berufliches Dasein “in der Pflege” zu fristen. Oft verflucht, hin und wieder auch zutiefst bereut, jedoch schließlich meinen Frieden damit geschlossen, habe ich schließlich die Seiten gewechselt – doch das Ziel ist stets das selbe!
Die Reise begann, nachdem ich das Gymnasium bereits nach der 10. Klasse verlassen habe. Das anschließende FSJ hat mich nicht davon abhalten können, die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin zu machen. Da Psychologie mich interessiert hat und für meinen Geschmack in der Ausbildung zu kurz kommt, hing ich noch ein Fernstudium “Praktische Psychologie” dran. Danach begab ich mich auf die Suche nach der Richtigen Aufgabe, die meine Qualifikation hergab: stationäre Altenpflege, Arbeit mit Demenzerkrankten, Fallmanagement für psychische Erkrankungen bei einer Krankenkasse, ich arbeitete sogar in einem Wohnheim für psychisch Erkrankte und war schon mehr Betreuungskraft und “Mädchen für alles”, als das ich reine Pflege betrieb.
In dieser Zeit kam auch unser Sohn zur Welt und ich machte die erste zweijährige Pause von meinem Beruf. So ganz ohne eine Aufgabe kann ich aber nicht sein – also fing ich mit einem Fernstudium zur Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen an, das ich auch noch weiterverfolgte und schließlich abschloss, als ich schon wieder im hiesigen Krankenhaus auf Normalstation arbeitete. Der Abschluss ermöglichte es mir, in Führungspositionen zu wechseln, die mich beinahe endgültig aus der Pflege vertrieben hätten – denn unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen zu arbeiten empfand ich tatsächlich weniger belastend, als unter den Bedingungen leiten zu müssen!
Einen Arbeitgeber und ein gewonnenes Gerichtsverfahren später machte ich mich selbständig – die Abfindung machte das möglich.
Und dann kam Corona!
Da wir ein Risikohaushalt sind, zogen wir uns gemeinschaftlich zurück, um uns zu schützen. Ich wurde Vollzeit-Mutter, Lernbegleiterin, Richterin, Köchin, Haushälterin, Putzfrau, Organisationstalent und und und.
Ich leitete also über 20 Monate unentgeltlich das doch sehr erfolgreiche “Familienunternehmen”.
Heute sind wir alle drei mehrfach geimpft, unser Sohn geht seit Ende November 21 in den Präsenzunterricht und ich nehme meinen bisher mit wechselhafter Begeisterung ausgeübten Beruf wieder auf.
Aber zu früher gibt es einen bedeutenden Unterschied:
Je unbeliebter ich mich mache, umso lieber mag ich meinen Job!
Denn endlich habe ich das Gefühl, dass sich wirklich was für die Pflegebedürftigen zum Besseren bewegt, wenn ich meine Arbeit sorgfältig und genau erledige, für die ich auch tatsächlich zum ersten Mal in meinem Berufsleben ausreichend Zeit habe!
Deshalb bin ich aus voller Überzeugung:
Schwester Unbeliebt!